Der Ministerpräsident sagt Danke
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) ist auf Einladung der SPD im Emsland gewesen und hat die Impfzentren besucht. Er bezeichnet es als „Dankeschön-Tour“.

80 Prozent aller Emsländer haben mittlerweile eine Erstimmunisierung erhalten, doch von großen Lockerungen der Schutzmaßnahmen hält Ministerpräsident Stephan Weil aktuell noch nichts, sagt er, als er am Dienstag das Impfzentrum in Lingen besucht. Besser werde die Lage durch Lockerungen nicht, „und schlechter darf sie nicht werden“. Laut Weil ist in Niedersachsen jeder sechste Bürger noch nicht gegen Corona geimpft. Somit finde das Virus immer noch das Ziel. Nicht-Geimpfte von einer Corona-Impfung zu überzeugen bezeichnet der Ministerpräsident als „Kampf um jede Seele“. Dr. Wolfgang Hagemann, ärztlicher Leiter der Impfzentren im Emsland, berichtet ihm von Einsätzen der mobilen Impfteams auf Spielplätzen, wo mithilfe von Sozialarbeitern versucht wird, Vertrauen aufzubauen und für den Corona-Schutz zu werben. „Es ist mühsam“, schildert er die aktuelle Situation. 25 000 Impfungen verzeichnet Landrat Marc-André Burgdorf seit Start der Impfzentren im Landkreis. Der Dezember sei gut verlaufen. Allein das Interesse an Impfungen für Kinder beschreibt Edeltraud Helle, die am Empfang des Lingener Impfzentrums sitzt, als „wahnsinnig groß“, als sie mit Stephan Weil ins Gespräch kommt.
„50 Prozent der Kinder im Emsland geimpft“
Von 17 000 Kindern zwischen fünf und elf Jahren im Landkreis wurden bisher 5000 Kinder in den Impfzentren gegen das Virus geimpft. Hinzu kommen Impfungen bei Kinderärzten. „Wir gehen davon aus, dass 50 Prozent der Kinder im Emsland geimpft sind“, bezieht sich Hagemann auf den enormen Einsatz im Kampf gegen das Virus. Genau dieser Einsatz hatte Weil ins Emsland gelockt. Laut Weil findet der Besuch der Impfzentren im Emsland im Rahmen einer „Dankeschön-Tour“ statt: „Ich möchte mich bei allen
bedanken, die sich in den vergangenen zwei Jahren dafür eingesetzt haben, dass Niedersachsen relativ glimpflich aus dem bisherigen Corona-Verlauf herausgekommen ist.“
Das sind Helfer in Impfzentren wie Edeltraud Helle, die Kindern mit Kuscheltieren die Angst vor den Piks nimmt, Security-Kräfte wie Melanie Irowski, die in Lingen die ein oder andere hochkochende emotionale Situation schon entschärft hat, Ärzte wie Dr. Hans-Peter Loley, die trotz Ruhestand in den Impfzentren impfen, oder DRK-Mitarbeiter wie Jürgen Schlömer, der immer mal wieder in unschöne Diskussionen von Impfgegnern verwickelt wird. Von denen berichtet er Stephan Weil, als der Politiker im Impfzentrum an der Koppelschleuse in Meppen, eintrifft. Der nach Aussage von Weil landesweite Trend verschont auch Meppen nicht. Die Zahl der Impfungen ist dort im Januar gesunken.
Wurden im Dezember an einem Tag 400 Menschen geimpft, sind es aktuell 150 bis 200. Darunter sind vereinzelt Menschen, die sich zum ersten Mal gegen das Virus impfen lassen – doch nicht freiwillig. „Sie kommen auf Druck ihrer Arbeitgeber zu uns“, sagt Schlömer. Ein Druck, der notwendig ist, findet Weil. Er wird deutlich: Er ist für eine Impfpflicht. „Es geht um den Schutz gefährdeter Menschen.“ Hoffnung setzt er in den Totimpfstoff Novavax, der Skeptiker der modernen mRNA- oder Vektortechnologie überzeugen soll, sich gegen Corona impfen zu lassen. „Die Bestellungen laufen derzeit.“ Weil sagt, dass durch Impfungen eine „Schutzmauer aufgebaut wird“. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass im Winter die Infektionszahlen wieder ansteigen. Weil sagt: „Nur durch Impfungen kommen wir aus dem Kreislauf raus, und wir haben alle von den Einschränkungen die Nase voll – ich auch.“
Neue Osnabrücker Zeitung
Bericht: Julia Mausch
Foto: Lars Schröer