DRK-Wohnpark nimmt Flüchtlinge auf
Neue Anlaufstelle in Haselünne für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten (Neue OZ)

Landrat Marc-André Burgdorf geht davon aus, dass der Landkreis Emsland insgesamt 5000 Ukraine-Flüchtlinge aufnehmen wird. Auf Anfrage unserer Redaktion sagte der CDU-Politiker, dass bislang im Emsland 286 Menschen mit ukrainischen Wurzeln lebten.
„Seit Beginn des Ukraine-Krieges sind rund 1300 Menschen hinzugekommen, die sich hier offiziell angemeldet haben.“ Dabei sei es durchaus möglich, dass es schon wesentlich mehr Frauen, Kinder und Senioren sind, die im Landkreis Zuflucht fänden. Viele hätten sich noch nicht offiziell bei den Behörden angemeldet und seien bei Freunden und Bekannten untergekommen. Die Menschen dürften sich in Deutschland drei Monate visumsfrei bewegen.
Nach groben Schätzungen der Bundesregierung würden mittelfristig rund eine Million Menschen aus der Ukraine in Deutschland Zuflucht suchen. Dazu Burgdorf: „Davon nimmt Niedersachsen zehn Prozent auf und von diesem Anteil das Emsland wiederum fünf Prozent, also insgesamt 5000 Hilfesuchende.“
Auch um die Unterbringung mittelfristig besser koordinieren zu können, will das Emsland eine Erstunterkunft in Haselünne schaffen. Diese soll im neuen DRK-Wohnpark Gutshof in Haselünne eingerichtet werden. Der Start ist spätestens für den 7. April geplant. Bislang gibt es solche „Anlaufstellen“ dezentral im LWH in Lingen, im Marstall Clemenswerth in Sögel und im Kolping-Bildungshaus in Salzbergen. Diese Einrichtungen können diese Aufgabe dann zum 6. April wieder abgeben.
„Die Einrichtung in Haselünne wird das Deutsche Rote Kreuz für uns betreiben“, sagt Burgdorf. Dank der räumlichen Situation könnten pro Tag dort 24 bis 36 Flüchtlinge eine Erstaufnahme finden. Von dort würden sie wiederum auf die emsländischen Kommunen verteilt. Der Landkreis miete die Räume in Haselünne an. Jetzt müssten viele Sachen organisiert werden. Das reicht von den Möbeln über die Versorgung mit Nahrung oder Wäsche bis zur pädagogischen Betreuung. Zudem gelte es, die Registrierung der Ukraine-Flüchtlinge vorzuhalten. „Auch einen Fahrdienst werden wir organisieren“, verspricht Burgdorf.
Kritik übte der emsländische Landrat auch im Namen der hiesigen Bürgermeister an der Landesregierung: „Es ist noch nicht geklärt, wer die Kosten übernimmt.“ So müsste der Landkreis die Räumlichkeiten beim DRK anmieten, viele Städte und Gemeinde müssten erst einmal auf eigene Kosten neue Wohnungen anmieten. Aber auch in weiteren Anschlussfragen wünscht sich Burgdorf schnelle Antworten der Landesregierung. So dürften bislang nur 25 Kinder in einer Kita-Gruppe betreut werden. Da aber gerade die oft traumatisierten ukrainischen Kleinkinder in den Kindertagesstätten aufgenommen werden sollen, wäre es gut, wenn diese starre Regelung zum Beispiel auf 26 oder 27 Kinder für eine Übergangszeit ausgedehnt werden könnte.
Burgdorf appelliert zudem an die Emsländer: „Wir brauchen weiterhin die hohe Bereitschaft unserer Bürger, Menschen aus der Ukraine privat aufzunehmen.“ Dabei erinnerte er mit Blick auf die russische Invasion daran: „Die Ukrainer kämpfen auch für uns um Freiheit und Demokratie in Europa.“
Quelle: Neue OZ [29.03.2022]
Foto: Frank Hammerschmidt