Geht unter die Haut
Abgefahren - Wie krass ist das denn!

Junge Menschen für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren – das ist das Ziel des Verkehrspräventionsprojekts „Abgefahren – Wie krass ist das denn!“. Die Polizeiinspektion Emsland/Grafschaft Bentheim realisiert dieses Projekt in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst, der Feuerwehr und Notfallseelsorgern. Gemeinsam setzen sie auf eine eindrucksvolle und emotionale Darstellung realer Verkehrsunfälle, um insbesondere Fahrschüler und Fahranfänger wachzurütteln.
Eine Inszenierung, die unter die Haut geht
Im Theater an der Wilhelmshöhe erlebten zahlreiche Schülerinnen und Schüler am 29.01. eine Atmosphäre, die mitreißt und betroffen macht. Bereits zu Beginn werden sie aktiv eingebunden: Jeder Zuschauer notiert seinen persönlichen Lebenstraum auf einen Zettel und befestigt ihn an einem großen Luftballon – ein Symbol, das im Verlauf der Veranstaltung eine tiefere Bedeutung erhält.
Ein Polizeibeamter eröffnet die Szenerie und schildert einen nächtlichen Verkehrsunfall, bei dem eine Fahranfängerin einen Fußgänger mit hoher Geschwindigkeit erfasst – mit tödlichem Ausgang. Unterstützt durch reale Fotos und ein Audio mit der Leitstelle gibt er nicht nur einen sachlichen, sondern auch einen persönlichen Einblick in seine Erlebnisse als Einsatzkraft.
Dann wird es noch bewegender: Die Unfallfahrerin und ein Ersthelfer treten auf und berichten, wie sie diesen Moment erlebt haben – ehrlich, ergreifend und ungeschönt. Besonders dramatisch wird es, als das junge Mädchen erzählt, dass sie auf dem Weg war, ihren Vater abzuholen – und das Unfallopfer ein Kollege ihres Vaters war.
Schicksale, die das Publikum berühren
Ein weiteres Fallbeispiel schildert ein Feuerwehrmann, der zwei junge Männer nach einem Unfall aus ihrem Fahrzeug bergen musste. Das ist für Feuerwehrleute Routine – allerdings nicht, wenn man die Unfallopfer kennt; es waren die Kinder befreundeter Feuerwehrkameraden – selbst auch Feuerwehrmänner. Und besonders dann nicht, wenn man eins der Unfallopfer leblos in dem Wrack vorfindet. Wie sich später herausstellt, ist der junge Mann Hirntot und sein Kumpel schwer verletzt – er wird überleben, sein Freund nicht.
Dann betreten die Mutter des verstorbenen Jungen und eine Notfallseelsorgerin die Bühne. Sie bringen dem Publikum ihre Sicht dieses Tages nahe und beschreiben, wie es ist, wenn man Eltern schlechte Botschaften überbringen muss, bzw. wie es sich anfühlt, als Mutter von dem Unfall zu erfahren und nur wenige Minuten später im Krankenhaus eine Entscheidung treffen soll, ob dem Sohn Organe zur Spende entnommen werden dürfen. Hier gibt die Mutter einen tiefen Einblick in ihre Gefühlswelt, der sehr nahegeht. Und sie vertritt eine klare Position Pro Organspende. Denn dadurch hat ihr verstorbener Sohn fünf Leben gerettet, wie sie sagt.
Ein prägendes Erlebnis mit klarem Appell
Am Ende der Veranstaltung lesen die Beteiligten die notierten Lebensträume der Zuschauer vor: Gesund bleiben, eine Reise machen, Kinder kriegen – bis der Ballon mit einem lauten Knall platzt. Es ist der Moment, der jedem im Saal eindringlich vor Augen führt: „Nur eine Sekunde – und dein Lebenstraum kann platzen.“
Dieses Projekt holt die Zuschauer ab – es geht unter die Haut, macht betroffen, bewegt und regt zum Nachdenken an. Doch es bleibt nicht nur bei Betroffenheit. „Abgefahren – Wie krass ist das denn!“ bietet auch Lösungen: zur Unfallprävention, für Betroffene, Ersthelfer und Rettungskräfte. Besonders beeindruckend ist der Mut der Fahranfängerin und der Mutter, die ihre persönlichen Erlebnisse teilen – mit dem Ziel, junge Menschen zu verantwortungsbewusstem Verhalten im Straßenverkehr zu motivieren. Denn es geht um mehr als Regeln – es geht um Leben.
Verantwortung übernehmen – Leben retten
Jeder Verkehrsunfall hinterlässt tiefe Spuren – bei Opfern, Angehörigen und Einsatzkräften. Dieses Projekt zeigt eindringlich, wie wichtig es ist, sich seiner Verantwortung im Straßenverkehr bewusst zu sein. Unbedacht handeln oder ein Moment der Unachtsamkeit kann alles verändern. Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass Lebensträume nicht platzen.